Aufnahme von Franz Carl Achard in die Berliner Akademie der Wissenschaften

Bewerbungsschreiben Franz Carl Achards vom 8. Juni 1776 an die Akademie um die Nachfolge des verstorbenen Akademiemitglieds Karl Philipp Brandes beim Collegium medico-chirurgicum in Berlin

Hoch und Wohlgebohrne Herren
Insonders Höchstzuverehrende Herren
Da ich die Chimie zu mein haupt Studium erwählet, auch schon durch meine gedruckte Abhandlungen Beweise meines Fleißes gegeben und die hohe Gnade genoßen, schriftliche Beweise des gnädigen Wohlwollens zu erhalten, mit welchen Ihre Königliche Majestät meine Chimische und Physische Schriften, die ich Dieselben unterthänigst vor Augen gelegt habe, aufgenommen; überdem das Glück gehabt, Dero schätzbare approbation wegen einigen meiner bey der Königlichen Academie vorgelesenen Abhandlungen zu erhalten, so habe Ihnen, Hoch und Wohlgebohrne Herren, um Dero Wohlgewogenheit gantz gehorsamst ersuchen wollen, indem ich mich unterstehe, bei Ihnen um die Stelle des verstorbenen Professoris Chimiae und Mitglied der Königlichen Academie Brandes gantz ergebenst anzuhalten und mich auch schon dieserwegen bey dem Ober Collegio Medico Chirurgico gemeldet habe.
Durch anhaltenden Fleiß und unermüdete Arbeitsamkeit werde ich dero Wahl zu rechtfertigen suchen und mich Ihres schätzbaren Wohlwollens immer würdiger machen.
Ich verbleibe mit vieler Ehrfurcht und der größten Hochachtung,
Hoch und Wohlgebohrne Herren Insonders Höchstzuverehrende Herren, dero gehorsamst ergebenster Diener
F. C. Achard


Aus der Eingabe der Akademiedirektoren Marggraf, Lagrange und Merian vom 14. Juni 1776 an den preußischen König Friedrich II. zur Neubesetzung der vakanten Akademiemitgliedsstelle von Karl Philipp Brandes

(Archiv der BBAW, I-III-39, Bl. 39, franz.)

„... Wenn es demnach Eurer Majestät gefällt, Herrn Brandes in seiner Eigenschaft als Akademiemitglied durch eine Person zu ersetzen, die fähig ist, in der höheren Chemie zu arbeiten, können wir entsprechend dem Bericht von Direktor Marggraf mit gutem Gewissen Herrn Achard vorschlagen, und zwar als intelligenten und unermüdlichen Arbeiter, der der Akademie selbst unzweifelhafte Proben seiner Leistungsfähigkeit gegeben hat. Da sich die Zahl unserer guten Chemiker zu vermindern droht und im übrigen die Stelle des verstorbenen Professor Brandes nicht mit einer Pension verbunden war, glauben wir eine sehr vortreffliche Erwerbung zu tätigen, wenn Eure Majestät geruhen würden, den genannten Herrn Achard in einer Laufbahn zu befördern, die er bereits mit so viel Eifer betreten hat, indem uns erlaubt wird, ihn in die Akademie aufzunehmen."


Kabinettsorder Friedrichs II. an die Akademiedirektoren vom 15.Juni 1776, mit der die Aufnahme Franz Carl Achards als Ordentliches Akademiemitglied bestätigt wurde.

Ich stimme den beiden Vorschlägen zu, die Ihr mir in Eurem Bericht vom 14. dieses Monats zur Ersetzung des Professors Brandes unterbreitet habt. Daher ernenne ich den Herrn Peine zum Professor am Collegium medico-chirurgicum und verleihe dem Herrn Achard den Titel eines Akademiemitglieds als eine Ermutigung für den Eifer, den er bei seinen Beschäftigungen mit der Chemie zeigt.


Antrittsrede von Franz Carl Achard in der Akademiesitzung am 27. Juni 1776

(Nouveaux Mémoires de l'Académie Royale des Sciences et Belles-Lettres. Année 1776, Berlin 1779, S. 16 f, franz.)

Meine Herren
Wenn ich jemals empfunden habe, wie schwierig es ist, um nicht zu sagen unmöglich, die Gefühle des Herzens zu beschreiben, so ist dies heute, in diesem Augenblick meines Lebens, wo durch die Gunst des größten Königs ich es zum ersten Mal wage, mich in dieser berühmten Versammlung einzufinden.
Durchdrungen von einer Dankbarkeit, die Ihre Güte mir einflößt und die nicht größer sein kann, wünschte ich, Ihnen mein Herz zeigen und Ihnen davon ein getreues Abbild vorstellen zu können. Um dabei erfolgreich zu sein, bräuchte ich die Gabe der Beredsamkeit, die die Natur mir verweigerte und die Sie besitzen.
In der Zeit, in der meine Studien begannen - sehr schwach noch, um mich nicht irrezuleiten und als ich noch schwankend war -, haben Sie, meine Herren, die Güte gehabt, meinen Weg zu beschleunigen, indem Sie mich leiteten; und wenn ich das Glück gehabt habe, einige Schritte in der Richtung, die ich gewählt habe, zu tun, so sind Sie es, meine erlauchten Führer, denen ich ganz verpflichtet bin. An Sie, meine Herren Direktoren, wende ich mich hier und vor allem an den berühmten Chemiker, an den Prüfer der Natur, dessen durchdringenden Blicken es gegeben ist, die verborgensten Geheimnisse zu enthüllen, sobald er entscheidet, sie zu befragen. Ist es noch nötig, ihn zu nennen und kann man in dieser Schilderung den unsterblichen Marggraf nicht erkennen? Er ist es, an den ich mich in ganz besonderer Weise wende. Welchen Dank schulde ich ihm nicht? Und ist es nicht schmeichelhaft für mich, wenn ich zu sagen wage, wie er mich mit seinem Wohlwollen ehrt?
Der Titel Akademiemitglied, ruhmreich schon an sich, wird für mich noch bedeutender, weil ich ihn aus den Händen eines Königs empfange, der Beschützer der Wissenschaften und Künste ist, eines Philosophen auf dem Königsthron, in einem Wort von Friedrich dem Großen. Es bleibt mir nur übrig, meine Herren, Ihnen zu versichern, daß ich alle Anstrengungen unternehmen werde, durch Verdopplung meines Eifers und durch beharrliche Arbeit mich der Auszeichnung würdig zu erweisen, mit der Sie mich geehrt haben.