Gehaltsgesuch von Franz Carl Achard vom 15. November 1777 an den preußischen König Friedrich II.
(Archiv der BBAW, I-III-39, Bl. 95 f, franz.)
Majestät,
Wenn ich jemals zwischen Furcht und Hoffnung hin- und hergerissen wurde, so ist dies heute, wo ich Eure Majestät, indem ich mich Ihr zu Füßen werfe, sehr ehrerbietig bitte, die Anzahl der mir bereits reichlich erwiesenen Wohltaten durch Gewährung einer Pension zu erhöhen und mich so in die Lage zu versetzen, meinen Bedürfnissen zu entsprechen, für die meine sehr geringen Mittel nicht ausreichend sind, da ich mich insbesondere solchen Studien zugewandt habe, deren Bearbeitung und Nutzbarmachung beträchtliche Ausgaben erfordern.
Wenn Eure Majestät nicht geruhen werden, mir eine Pension an Ihrer Akademie der Wissenschaften zu gewähren, bitte ich Sie - und meine Situation zwingt mich dazu - um die Gnade, mich entweder an einer Universität oder anderswo, wie Sie es für richtig erachten, zu beschäftigen, und zwar in einer Weise, daß ich mich durch meine Studien in der Physik und in der Chemie als nützlich erweisen kann. Ich habe keinen größeren Wunsch, als ein Mittel zu finden, das mir erlauben wird, meine Tage in den Staaten und unter der glücklichen Herrschaft Eurer Majestät zu beenden. Wenn Sie mir diese Gnade erweisen, versetzen Sie mich in den Stand, Ihnen durch meinen Eifer und die Emsigkeit meiner Arbeit das zu bieten, woran der Mangel meiner Mittel mich gegenwärtig hindert, nämlich Beweise einer Dankbarkeit zu geben, die allein das Herz empfindet und die hier nur sehr unvollkommen zum Ausdruck kommen kann.
Kabinettsorder Friedrichs II. vom 16. November 1777 an die Akademie der Wissenschaften, die wissenschaftlichen Verdienste Franz Carl Achards einzuschätzen.
(Archiv der BBAW, I-III-39, Bl. 90, franz.)
Da der König nicht hinreichend die Talente und literarischen Verdienstes seines Akademiemitglieds Achard kennt, wünscht Seine Majestät, daß seine Akademie der Wissenschaften sie ihm besonders bekannt mache, damit über Achards im Original beiliegendes Gesuch entschieden werden kann.
Aus dem Bericht der Akademiedirektoren Marggraf, Lagrange, Merian und Sulzer vom 18. November 1777 an den preußischen König Friedrich II. über die wissenschaftliche Befähigung von Franz Carl Achard
Eure Majestät haben uns befohlen, Sie über die Talente und das akademische Verdienst von Herrn Achard zu informieren. Wir können ihm in dieser Hinsicht nur das vorteilhafteste Zeugnis ausstellen. Er hat vollständig den Vorzug bestätigt, auf den wir hingewiesen haben, als wir ihn Eurer Majestät für die Aufnahme in die Akademie vorschlugen. Als Schüler von Direktor Marggraf in der Chemie hat er in dieser Wissenschaft, für die er eine wahre Leidenschaft empfindet, beträchtliche Fortschritte gemacht. Nicht weniger hat er sich in anderen Zweigen der Experimentalphysik ausgezeichnet, in denen es nichts gibt, das ihm entgeht und in denen er weder Mühe noch Kosten scheut, ja selbst auf seine Gesundheit keine Rücksicht nimmt. Er hat bereits auf allen diesen Gebieten Abhandlungen geliefert, die den Beifall der Kenner fanden. Kurz gesagt, er ist umso mehr qualifiziert, Akademiemitglied zusein, weil er eben nur ein solches ist und weil die Wissenschaften seine alleinige Beschäftigung und sein einziges Vergnügen sind.
Antrag Franz Carl Achards vom 12. Januar 1786 an die Mitglieder der physikalischen Klasse, die Anschaffung eines Voltaschen Eudiometers für seine Versuche über die eudiometrische Vergleichung der Luft zu bewilligen
Ich habe eine folge von Versuche über die Eudiometrische Vergleichung der Luft zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Oertern unternommen. Ich wünschte solche weiter fortzusezen und brauche hierzu ein Voltasches Eudiometer. Es wird 30 Reichstaler kosten. Ich frage hiermit meine hochzuehrenden Collegen, ob Sie es vor gut finden, daß ein solches Instrument vor das Physicalische Cabinet angeschafft wird.
Ferner habe ich in willens Versuche in der Absicht anzustellen, die Kraft, in welcher so wohl feste als flüßige Körper die Wärme leiten und fortpflanzen und eine complette Tabelle hierüber zu machen. Die zu dieser Untersuchung erforderliche instrumente werden nebst denen dazu anzuwendenden festen und flüßigen Körper 50 Reichstaler kosten. Ich bitte die Herren Mitglieder der Physicalischen Classe mir gütigst zu sagen, ob Sie diese Kosten-Ersezung einwilligen.
Stellungnahme von Franz Carl Achard vom 14. Juni 1787 für den Akademiekurator Graf Ewald von Hertzberg zum Vorschlag, naturwissenschaftliche Vorlesungen über die Färberei von Akademiemitgliedern halten zu lassen
(Archiv der BBAW, I-V-83, Bl. 2)
Auf Befehl Seiner Hochgräfflichen Exellentz, des Würklichen Geheimen Etats- und Cabinets-Minister Herrn Grafen von Hertzberg habe ich den von Seiner Exellentz dem Geheimen Etats-Minister Herrn Werder gemachten Antrag wegen Vorlesungen, die von einen Mitgliede der Academie der Wißenschaften ohnentgeldlich über die Farben-Materialien zum Nutzen und Vervollkommnung der Färberey zu halten wären in Absicht der Dienste, die ich dabey leisten könnte und der Art wie solche meiner Meinung nach einzurichten wären, wenn sie den Zweck erfüllen solten, in Erwägung gezogen. Die Vervollkommnung der Färberey beruhet allerdings auf richtige Physische und Chimische Kentniße, die auf dieser Branche angewendet werden. Soll also diese Kunst wißenschaftlich getrieben werden, und nur auf diese Art läßt sich ein größerer Grad der Vollkommenheit erwarten, so muß der Färber nicht nur Physische und Chimische Kentniße haben, sondern auch in der Naturgeschichte, die ihm die nöthigen Kentniße über die zur Färberey anwendbahren Producte geben kann, nicht unwissend sind. Zur Bildung solcher Leute, die diese Kunst nicht bloß handwercksmäßig treiben, sondern darinn Verbeßerungen machen und sie zu einem größern Grad der Vollkommenheit bringen können, sind Vorerkentniße der Physic, der Chimie und der Naturgeschichte also nothwendig. Die Vorlesungen über diese drey Wißenschaften bin ich bereit im Fall es verlangt würde, gegen Festsetzung eines Honorarii, welches mir vor die damit verknüpften Kosten und Zeit Verwendung schadloß hielte, ohne von den Zuhörern etwas zu verlangen, zu halten. Ich würde sie dergestallt einrichten, daß sie den Zweck erfüllen würden und wenn es verlangt würde, könnte ich sie so veranstalten, daß sie nicht allein den Färbern, sondern auch mehreren Fabricanten und Künstlern nützlich würden und zum Vortheil des Fabriquen-Wesens überhaupt gereichten. Weil die Vorlesungen über die Physic und Chymie, in so fern sie zum Nutzen der Färberey oder anderer Fabriquen gereichen sollen, nothwendig auf Versuche sich gründen müßen, so würde ein Theoretisch abgefasstes Collegium über die Physic oder Chimie ganz ohne Nutzen sind. Es müßte daher Experimental-Physic und -Chimie gelesen werden müßen und es würde die Anwendung dieser Wißenschaften auf Färberey und Fabriquen-Wesen überhaupt durch häufige Versuche zu erläutern sind, welches wegen deren damit verknüpften Kosten bey Festsetzung des Honorarii mit in Erwegung zu ziehen wäre. Sollte Ewer Hochgräffliche Exellentz mir dieses Geschäft übertragen, so würde ich gewiß weder Kosten scheuen noch Mühe und Fleiß ersparen, um die Vorlesungen in aller Absicht so einzurichten, daß man darin den erwünschten Nutzen zu erwarten hätte.
Gutachten von Franz Carl Achard und Johann (III.) Bernoulli zu einer „... in allen Flüssen brauchbaren Taucher-Maschine" vom 26. April 1798
Nachdem des Königlichen Staats-Ministers Freiherrn von Heinitz Excellenz bei der Königlichen Academie der Wissenschaften angetragen, die zu Berlin gedruckte Beschreibung einer in allen Flüssen brauchbaren Taucher-Maschine, von Carl Heinrich Klingert, mit zwei Kupfertafeln zu untersuchen und dem Erfinder das Urteil Sachverständiger-Männer darüber zukommen zu lassen, haben die Mitglieder der Physicalischen und der Mathemathischen Classen diese Schrift durchgelesen, und hier folget das wesentlichste ihrer darüber geäusserten Gedanken und Einwürfe.
1. Ueberhaupt loben die mehresten den Erfindungs- und Ueberlegungs-Geist, den Eifer und die auch aus andern Arbeiten bekannte Geschicklichkeit des Herrn Mechanicus Klingert und wünschen, daß er, zumal in der gegenwärtigen für den Staat wichtigen Angelegenheit, die verdiente Aufmunterung erhalte und in den Stand gesezt werde, durch mehr Versuche seine nüzlichen Erfindung zur Vollkommenheit zu bringen.
2. Die Mehresten ziehen die zweite Maschine der ersten vor, besonders bei großen Wassertiefen.
3. Beide Apparate indessen dünken ihnen zu schwerfällig und zu sehr zusammengesezt zu seyn, so daß durch mancherley leicht mögliche Zufälle der Taucher Gefahr laufen könne zu ertrinken oder zu ersticken.
4. Einige wundern sich, daß der Erfinder, da er die Anwendung der Machine in Flüssen voraussezt, den heftigen Stoß nicht genug in Betrachtung ziehet, der besonders wenn der Strohm stark ist, gegen die Bewafnung, die Schläuche, den Behälter der atmosphärischen Luft p.p., wirken muß, und dem Taucher den Untergang drohet.
5. Ferner dünkt ihnen ein grosser Unterschied zu seyn, ob man die Luft in einem Raume von 50 bis 60 Cubikfussen oder aber durch enge Schläuche athme, wo der Durchzug sehr schwer von statten gehet. Sie wünschen, der Erfinder hätte deutlicher erklährt, wie das Einathmen durch den einen Schlauch und das Ausathmen durch den andern bewerkstelliget wird. Sie finden unglaublich, daß man - wie Herr Klingert pagina 25 sagt - mit 2 Cubikfuß Luft eine Stunde unter Wasser leben, gehen und handeln könne. Auch soll, nach einem erfahrnen Schwimmer unter ihnen, das Vorgeben, pagina 13 irrig seyn, ein Mensch könne auf 5 Fuß tiefe im Wasser ohne eine Maschine nicht mehr athmen.
6. Jemand frägt auch, ob der Aufenthalt von 1 bis 2 Stunden mit dem Vorrathe atmosphärischer Luft bei der zweiten Methode, der Gesundheit des Tauchers nicht schon zu nachtheilig seyn würde und schlägt vor, ihn mit einer Flasche voll Lebensluft, oder einem chemischen Mittel, womit diese Luft verbessert werden könnte, zu versehen.
7. Andere fragen, ob nicht die Idee des Herrn Klingert verbunden mit der Erfindung des Herrn von Humboldt, - oder auf eine sehr einfache Art und durch eine leichte Vorkehrung das Athmen und Lichtbrennen in Bergwerken, wo böse Wetter sind, möglich gemacht hat - sehr brauchbar werden könne?
8. Die erwähnte Lichtmaschine oder Wasser-Laterne wird, wenn sie das leistet, was Seite 21 von ihr gerühmt wird, für vorzüglich wichtig gehalten; man wünscht, Herr Klingert hätte sich umständlicher darüber erklärt.
9. Endlich wird vorgeschlagen, daß die verschiedenen Puncten, auf welchen der Erfolg der Klingertschen Taucher-Maschinen beruhet, durch Erfahrungen, soviel als möglich, einzeln für erst untersuchet würden, wobei die Kosten geringer wären als bei den kostspieligen Prüfungen sogleich des ganzen Apparates und daß die Versuche unter Anleitung der doch in Gegenwart Sachverständiger Physiker geschehen und mit ihren Berichten belegt werden möchten. Man hätte gerne einige Berichte oder Attestate dieser Art über die bereits zu Breslau angestellten Versuche gesehen.