Abhandlung „Ausführliche Beschreibung der Methode, nach welcher bei der Kultur der Runkelrübe verfahren werden muß, um ihren Zuckerstoff nach Möglichkeit zu vermehren“, Franz Carl Achard, Vorwort vom 28. April 1799

Mit Genehmhaltung Eines Königlichen Hohen General etc. Direktoriums gebe ich diese kleine Schrift in den Druck, und sie hat zum Zweck, die Kultivatoren zu unterrichten, wie die Runkelrübe anzubauen ist, wenn sie sehr reich an Zukker, und arm an Schleimstoff und den andern Bestandtheilen werden soll, die der Zukkerfabrikazion im Wege stehen. Blos durch die Art des Anbaues wird sie zur vortheilhaften Fabrikazion geschickt, da sie hingegen durch eine Kultur, die nicht dazu beiträgt, ihren Zukkerstoff in dem Verhältnisse zu vermehren, in welchem sie ihren Schleimstoff vermindert, nur so erzielt wird, daß daraus weder ein Syrupvon reiner Süße, noch mit Nuzzen Rohzukker bereitet werden kann. Sie wird in diesem Falle nicht Zukker genug liefern, um die Kosten der Fabrikazion zu tragen, und die zur Gewinnung dieser geringern Quantität Zukker nöthigen Operazionen werden zu langweilig, und auch, besonders bei Arbeiten im Großen, zu schwierig seyn.
So halb meine Geschäfte es zulassen, hoffe ich, das Publikum in einerbesondern Schrift mit dem ganzen Verfahren bekannt zu machen, nach welchem der Rohzukker aus Runkelrüben auf die vortheilhafteste Art zubereiten ist. Hiebei werde ich jede Operazion, und überhaupt die ganzeAnlage einer solchen Rohzukker-Siederei mit Kupfern erläutert, beschreiben, und die Berechnung der Kosten und Vortheile der Europäischen Zukkerfabrkazion hinzufügen, und zwar in so fern sich diese Operazionen sowohl auf meine Privaterfahrungen, als auf die Probengründen, die jetzt auf allerhöchsten Befehl von mir, unter Aufsichteiner Königlichen Hochlöblichen Kommission gemacht werden, und denen zu Folge die Quantität des dargestellten Rohzukkers, welche bereits in die hiesige Handlungs-Siederei ist abgeliefert worden, sich auch zu dem letzten Zwekke des Raffinirens auf das Glücklichste bewährt.
Weil aber das Verfahren bei der Rohzukker-Siederei von dem Verfahren beim Raffiniren ganz und gar verschieden ist, und es daher denjenigen,die Fabriken dieser Art anlegen wollen, an Sachkundigen Werkmeistern fehlen mögte, so bin ich bereit, auf Verlangen, bei einer Fabrike, die ich selbst anzulegen gedenke, allen nöthigen praktischen und theoretischen Unterricht zu geben, um Männer zu bilden, die dergleichenFabriken als tüchtige Werkmeister vorstehen können.Eben so bin ich erbötig, allen, welchen ich bei der Einrichtung einer Rohzukker-Fabrike durch besondere Anweisung und die Ertheilung meines Rathes nützlich werden kann, mit meinen Diensten an die Hand zu gehen, weil ich nichts mehr wünsche, als daß dieser neue Zweig Europäischer Indüstrie, zu dessen Anregung mich heisse Liebe für mein Preussisches Vaterland hingelenkt hat, so bald als möglich zu dem Grade der Vollkommenheit gebracht werde, welchen er bei zweckmäßiger Bearbeitung in sehr kurzer Zeit zu erreichen fähig ist.